1zu160 - Forum



Anzeige:


THEMA: Kleine Rangierbahnhöfe / Güterzugzusammenstellung

THEMA: Kleine Rangierbahnhöfe / Güterzugzusammenstellung
Startbeitrag
Pink-Panther - 03.11.23 13:50
Moin Allerseits,
Ich habe mal eine Frage bezüglich kleiner Rangier- bzw. Betriebsbahnhöfe (vorwiegend bis Ep.3).
Ortsgüteranlagen werden (wurden) meines Wissens nach durch Nah-Güterzüge oder Übergaben bedient.
In manchen Bahnhöfen gab es aber auch weitere Abstellgleise, wo evtl. Güterzüge zusammengestellt wurden.

Als Bespiel hier ein Link zum Bhf. Wilster:

https://images.app.goo.gl/WJMV8vkYrGcqRpct6

-Die Ortsgüteranlage befindet sich am oberen Gleis nach Brunsbüttel
- Weiter links Ri. Itzehoe 3 Abstellgleise.
Könnten hier auch Güterzüge zusammengestellt worden sein?


Meine Fragen an die Betriebsexperten:
- Gab es Durchgangs-Güterzüge, die z.B. von Wilster bis zu einem weiter entfernten Rangierbahnhof fuhren?
(Wilster dient hier nur als Beispiel).
- Gab es "kleine" Rangierbahnhöfe?

Wer hat Antworten auf meine Frage?

Viele Grüße von Jens

Hallo Jens,

wie klein oder groß ist für dich ein "kleiner" Rangierbahnhof?

Ich denke an den - heute leider nicht mehr in dieser Funktion vorhandenen - Rangier- und Betriebsbahnhof Herzberg (Harz) an der Strecke Northeim (Han) - Walkenried - Nordhausen. Hier habe ich noch rege Erinnerungen an den Verkehr in der Epoche 4.

Hier wurden Güterzüge zusammengestellt. Es gab sogar einen Ablaufberg. Darüber hinaus war in Herzberg auch die zolltechnische Abfertigung für die Güterzüge Richtung Osten nach Nordhausen (dort Lokwechsel DB/DR) und weiter nach Richtung Halle (S) und Leipzig.

Hier wurden auch Güterzüge neu beladen, z.B. mit Holz oder Papier oder Rüben.

Vom BW Herzberg fuhren auch mit der V60 bespannte Güterzüge in die nächsten Ortschaften und haben dort Anschließer bedient.

Bis zur Epoche 4 gab es ja noch regelmäßigen Ortsgüterverkehr

Und natürlich fuhren die Züge auch zu weiter entfernten (größeren) Rangierbahnhöfen, insbesondere an der Strecke Richtung Ruhrgebiet über die Sollingbahn (--> Ottbergen!) oder entlang der Nord-Süd-Strecke (Hannover - Würzburg), beide über Northeim erreichbar.

Alles ist möglich und realistisch.

Gruß

Sven
Hallo Sven,

Danke für deine Antwort. Mit kleinem Rangierbahnhof meinte ich tatsächlich so etwas, was du von Herzberg beschrieben hast, oder eben auch Wilster.
Im Gegensatz zu z.B. Maschen.
Es ist wohl mein Irrtum, dass ich Rangierbahnhöfe als Knoten-, bzw. Endbahnhöfe auf gesonderte "Riesenbahnhöfe" beschränkt habe.

Viele Grüße von Jens
Hallo Jens,
Der Unterschied besteht in der Abtrennung von Güteranlagen(-gleisen) und Bahnhof. In der Güteranlage gibt es Ausziehgleise und Abstellgruppen, vornehmlich immer so angelegt, dass sie den Durchgangsverkehr nicht stören  ...und ja, das war zumeist nicht so, wenn es eng zuging....
Ist das nicht der Fall wurde der eine Wagen extra zur "Milchrampe" gebracht, ..was jedoch bereits ab Epoche IIIb stark eingeschränkt und trotz Ölknappheit auch bei der DR nicht mehr belebt wurde.

Es galt immer die Faustregel: Eine Stunde Lieferanfahrt auf der Straße ist okay. Je nach Epoche und Transportmittel (Pferd, Traktor, LKW 60/80) ergaben sich daraus (in der Theorie) die erforderlichen Ladestellenabstände.
Gruß Sven
Moin Jens,

die bauliche Ausführung hängt einfach vom Verkehrsaufkommen ab. Wenn es nicht viel zu Rangieren gibt, verzichtet man auf Ablaufberge und stößt bestenfalls ab und dazu reichen schon 3-4 Gleise auf die man verteilen kann beim Auflösen. Zum Schluss stellst dir den Zug dann so zusammen wieder wie du ihn brauchst. Dazu brauch es auch keine Rangierlok zwingend, sondern du kannst das alles mit der Zuglok machen. Ich kenne aus Industrieanlagen auch einen Ablaufberg wo zur zwei Gleise zum sammeln drin ist und das wichtigste noch die Wage oben auf dem Ablaufberg ist, von daher kann das alles total verschieden ausschauen. Bestenfalls brauchst du nur eine Umfahrmöglichkeit für die Lok und ein Gleis zum aufstellen. Der Rest könnte schon direkte Anschluss- bzw. Ladegleise sein.

Schönes Beispiel einer kleinen betrieblichen Ausführung trotz viel Platz ist der Knotenbahnhof Neuoffingen zwischen Ulm und Augsburg an dem die Donautalbahn nach Regensburg abzweigt.
Hier wurden extra 3 Gleise nur für die Zugbildung angelegt ursprünglich. Eines zur Ein- und Ausfahrt für Güterzüge und zwei Richtungsgleise in welche über ein Ausziehgleis abgestoßen wurde. Später wurden alle drei Gleise zu Richtungsgleisen sogar umgebaut. Schau mal hier im Plan die unteren Gleise plus Ausiehgleis unten links.
https://web.archive.org/web/20160829234712/http://schwabendampf.de/Gleisplan.jpg
Örtliches Rangierpersonal brauchst du dafür auch nicht, da ja der Zugführer und die Rangierer im Zugbegleitwagen mitgenommen wurden einst. Diese haben dann vor Ort alle betrieblichen Aufgaben über Kuppeln, Papierkram bis hin zum Hemmschuhe legen übernommen.


Gruß, Matthias
Hallo #3 Sven und #4 Matthias,

Danke auch euch für die Antworten. Aber um Missverständnisse zu vermeiden:
Es ging mir weniger um die Güterbearbeitung, sondern ob von solchen Bahnhöfen auch Durchgangsgüterzüge ab-, bzw. zugingen.
Also z.B. ein Zug wird in Wilster zusammengestellt und fährt nach z.B. München..
Bzw. könnte ein Bahnhof wie Herzberg Ausgangspunkt für Nahgüterzüge sein?
Oder waren es dann doch eher Nahgüterzüge, die nur mit mehr Aufkommen diese Bahnhöfe bedienten?

Viele Grüße von Jens
Hallo Sven,
Spontan faellt mir zu Deiner Frage der Bahnhof Treysa an der ex Main-Weser Bahn Frankfurt - Giessen - Marburg - Kassel ein. Obwohl Treysa nur ein kleines Staedtchen ohne z B viel Industrie usw war / ist, war der Bahnhof und vor allem die Gueteranlagen / Rangier Bhf beachtlich, einschl Ablaufberg (und groesserem BW).
In Treysa wurden Gueterzuege fuer und von den, von der Hauptstrecke abzweigenden Nebenbahnen neu zusammen gestellt. Hier hielten auch Durchgangs Gueterzuege aus Giessen / Marburg oder Kassel, um z B Zug Teile abzugeben oder neu aufzunehmen.
Leider ist von der ganzen Herrlichkeit aus bekannte Gruenden nicht mehr viel uebrig geblieben.
Gruesse
FreddieW
Hallo Sven,
Auch von mir ein Vorschlag: Erndtebrück.
Vor vielen Jahren gab es mal einen Vorschlag zur Umsetzung ins Model. Ich glaube im Eisenbahn-Magazin. Da wurde auch der Betriebsablauf vorgeschlagen. Mit kleinem Ablaufberg für die Neusortierung und Zusammenstellung von Güterzügen..

Vielleicht hat einer noch das Heft?

Gruß aus Berlin

Ralf
Moin,

#6 und #7: Meintet ihr einen der beiden Svens oder meintet ihr mich 😉

Viele Grüße von Jens
Ups, sorry
Ich meinte natürlich Jens

Gruß Ralf
Hallo Jens,
Ich habe mal im Amtlichen Bahnhofsverzeichnis der Deutschen Reichsbahn von 1933 nachgeschaut und noch etwas im Ramsch geblättert..
Demnach sind sowohl Wilster als auch Herzberg reine Durchgangsbahnhöfe 2. Klasse.
Ng wurden, soweit ich in Frachtunterlagen nachlesen kann, nur in Bahnhöfen 1. Klasse zusammengestellt und Direktzüge (Kohle, Kampagne etc.) konnten auch den unteren Dienstellen zugeordnet werden, insoweit keine Dienstbeschränkungen vorlagen. Insoweit war das der "Lochkartennummer" des Bahnhofes zu entnehmen, was bei beiden Bhfen mit Bahnmeisterei nicht zu erwarten war.
Also wäre ein Kampagnezug ab Wilster denkbar, aber kein Nahgüterzug.
Vielleicht konnte ich weiterhelfen mit einem Blick nach Epoche II
Gruß Sven

Die von SSEB zu diesem Beitrag angefügten Bilder können nur von registrierten Usern gesehen werden - Login

Moin Jens,

im von mir gezeigten Beispiel gab es alles. Durchgehende Ganzzüge mit Dünger welche bis heute dort enden und dann als Sperrfahrt über die freie Strecke in die benachbarte Ausweichanschlussstelle geschoben werden und es gab da sogar Castortransporte. Genauso wurden dort Nahgüterzüge gebildet bzw. neue Züge gebildet und alte aufgelöst und dann auf die unterschiedlichen Strecken mit Nahgüterzügen verteilt, bzw. dem Sammelgüterzug zum nähsten Rangierbahnhof dann mitgegeben.

Klassische Ausgangsbahnhöfe für Nahgüterzüge sind oft Knoten wo Züge neu gebildet werden. Das muss nicht zwingend ein großer Rangierbahnhof sein.


Gruß, Matthias
Moin an Alle,

Danke nochmal. Damit habt ihr mir sehr geholfen.

Viele Grüße von Jens
Neuoffingen 1933:
Bahnhof 2. Klasse, keine Bahnmeisterei, zugeordnet dem Betriebsamt Neu Ulm, Maschinenamt Augsburg, Verkehrsamt Augsburg.
Demnach werden hier Zustellungen und Abholungen innerhalb der Strecke Neuoffingen-Augsburg realisiert.
Besonderheit ist, dass der Bhf einen Bahnknoten jedoch untergeordneter Bedeutung mit geringem Verkehrsaufkommen darstellt. Insofern ist es richtig, dass von hier aus ein Ng in Richtung Augsburg zusammengestellt wird oder aus Richtung Augsburg aufgelöst werden kann. Im Nomalfall ist das im Normaldienst 6-18:00Uhr und nicht an Wochenenden (damals war der Samstag ein Arbeitstag... ) oder Feiertagen der Fall.
Gruß Sven
Hallo Jens,

bis in die sechziger Jahre gab es bei der DB auf bestimmten Nebenbahnen sogenannte Nebenbahndurchgangsgüterzüge. Das waren dann Zugläufe welche über schwach ausgelastete Nebenbahnen geführt wurden um parallel laufende Hauptbahnen zu entlasten. Dabei kamen dann eine V160 oder zwei V100 mit langen Zügen zum Einsatz.
Nahgüterzüge liefen bei der DB von 1954 bis 1976 im Richtungsverfahren. Ab Sommerfahrplan 1976 wurden dann das Knotenpunktverfahren bei der DB eingeführt:

http://eisenbahngueterverkehr.de/files/Nostalgi...hngueterverkehrs.pdf

Viel Spaß beim lesen des PDF

Grüße
Markus
Moin Sven,

geh mal keine zehn Jahre weiter und zudem wurden auch Züge gen Donauwörth (Strecke nach Regensburg) bedient. Hier spielte die Rüstung und das KZ-Außenlager eine wichtige Rolle. Und die Fahrleitungsmeisterei hast noch unterschlagen.🤭


Gruß, Matthias


Nur registrierte und eingeloggte User können Antworten schreiben.
Einloggen ->

Noch nicht registriert? Hier können Sie Ihren kostenlosen Account anlegen: Neuer N-Liste Account





Zum Seitenanfang

© by 1zu160.net;