1zu160 - Forum



Anzeige:
WAWIKO

THEMA: Vor 100 Jahren: Es hat sich ausgedampft

THEMA: Vor 100 Jahren: Es hat sich ausgedampft
Startbeitrag
SDK - 13.12.14 11:29
Liebe Freunde der Dampflok, es hat sich ausgedampft, so sah man es schon vor 100 Jahren.

"Zwar rückt die Elektrizität in immer weitere Bereiche des wirtschaftlichen Lebens vor, doch ist die Zeit reif dafür, die Dampflok gänzlich durch elektrische Fahrbahnen zu ersetzen."

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Online-Ausgabe e-Paper) gibt es einen interessanten Artikel vom 13.12.1914 zur Zukunft der Dampflok zu Lasten der elektrischen Traktion.

zum vollständigen Artikel:

http://www.faz.net/aktuell/politik/der-erste-we...dampft-13311449.html

Gruss

Sven

Hallo,
es darf bezweifelt werden, ob am Vorabend des 1.WW, die Untertanen des
Deutschen Kaisers von Bismarks Gnaden, objektiv informiert werden durften.
Die Frankfurter Allgemeine galt nicht gerade als "obrigkeits-abhängig".

Die Preussisch-Sächsischen Armeen hatten jedenfalls, durch den planvollen Einsatz der
Dampfeisenbahn, einen starken strategischen Vorteil, gegenüber der Entente.

Die "langsameren" Süddeutschen Truppen wurden im südlichen Frontabschnitt eingesetzt.

L.G.
Lutz
Hallo Sven!

Herzlichen Dank für das Einstellen der Link! Ein wirklich höchst interessantes Dokument der Zeitgeschichte.

Liebe Grüße und einen schönen dritten Advent

Boris
Hallo Kerner, Lutz, Hans-G. oder wie auch immer,

der 1. WW brach bereits im Augusts 1914 aus. Der Artikel vom Dezember 1914 erschien also nicht "am Vorabend des 1. WW".

Und ob der zu der Zeit herrschende Kaiser wirklich von "Bismarcks Gnaden" war, darf  bezweifelt werden. War es es doch, der Bismarck bereits 1890 entließ, also 2 Jahre nach seiner Thronbesteigung und  24 Jahre vor Ausbruch des 1. WW.

Im Übrigen wissen wir doch alle, dass die Dampftraktion noch bis weit in die 1950er Jahre zumindest in Deutschland das Rückgrat des Schienenverkehrs war. Der Artikel ist daher im historischen Kontext als "Wunschdenken" der damaligen Fortschrittsgläubigen zu sehen.

Allen einen schönen 3. Advent und viel Spaß mit den Hobby.

Beste Grüße

Sven
Hi Sven,

vielen Dank für das interessante link. Auch das in dem verlinkten Artikel eingebettete Zeitungs-pdf ist sehr interessant zu lesen.

Ja, am 13.12.1914 war man noch sehr im uneingeschränkten wilhelminischen Fortschrittsglauben, und der 1.WK war zu diesem Zeitpunkt in den Augen der breiten Öffentlichkeit immer noch ein Spaziergang, obwohl zu diesem Zeitpunkt sich schon mehr als 1 Mio. Soldaten gegenseitig ermordet hatten. Untertäniger Kadavergehorsam, ein schickes Dreiklassen-Wahlrecht in Preußen (die Gewichtung der Stimme eines Wählers hing von der Höhe der bezahlten Einkommensteuer ab - toll!) und ein Kaiser von Gottes Gnaden, der als Spott auf den völlig bedeutungslosen Reichstag in Berlin die Widmung "Dem deutschen Volk" schreiben ließ.
Ich glaube, wenn wir uns heute nach 100 Jahren in diese Zeit zurückbeamen könnten, würden wir uns wie auf einem anderen Stern vorkommen und nicht wahrhaben wollen, dass so etwas möglich war. Nachfolgende Generationen neigen gerne dazu, tatsächliche Geschichte zu verbrähmen und zu verdrehen (Was wird heute gerne noch oft auf den Rhein-Ausflugsdampfer gesungen? - Das Lied dreht einem den Magen um ...). Die Deutsche Katastrophe begann nicht erst 1914, sondern 1849, 1866 und 1871 in mehreren Schritten. Bismarck verstarb übrigens 1898. Ohne ihn hätte es auch zu anderen Geschichtsentwicklungen kommen können, z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Drittes_Deutschland

Die Dampftraktion hat sich auf Grund der geschichtlichen Entwicklung in Deutschland bis 1976 bzw. 1988 gehalten. Der 1.WK ruinierte auch die deutschen Eisenbahnen nachhaltig, und sie hat sich, dem aufkommenden Pkw- und Lkw-Verkehr außer einmal acht gelassen, seitdem im Grunde genommen nie wieder davon richtig erholt. Man erinnere sich nur an den Dawes-Plan von 1924 (Reichsbahn unter alliierter Kontrolle als Faustpfand), oder daran, dass die Bundesrepublik die letzte Rate der Reparationszahlungen aus dem 1.WK erst 1983 bezahlt hatte (die letzten Zinseszinsen erst 2010).
Insofern war der Zeitungsartikel vom 13.12.1914 schon sehr blauäugig. Hätten die damaligen Zeitungsleser schon gewusst, was auf sie noch zukommen würde...

http://www.14-tagebuecher.de/  oder http://www.14-des-armes-et-des-mots.fr/page/fr/

VG
Andreas

(1976 habe ich den 5.Platz im bundesweiten Schüler-Geschichte-Wettbewerb der A.-Körber-Stiftung gewonnen. Mein selbstgewähltes Thema war: Die Arbeitswelt des Lokführers im Wandel der Zeit.)  






Nur registrierte und eingeloggte User können Antworten schreiben.
Einloggen ->

Noch nicht registriert? Hier können Sie Ihren kostenlosen Account anlegen: Neuer N-Liste Account





Zum Seitenanfang

© by 1zu160.net;