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THEMA: Streik bei privaten Betreibern

THEMA: Streik bei privaten Betreibern
Startbeitrag
155er - 31.03.11 15:14
Warum sind die Metronom-Lokführer die einsamen Menschen dieser Zeit und die Außenseiter der Gesellschaft?

Streik, was ist das? Streiks rühren aus dem 19. Jahrhundert (aus England) womit die Streikführer auf direktem Weg Ihrem Arbeitgeber durch Arbeitsniederlegung unter Druck setzen, um gewisse Forderungen geltend zu machen. Aus dem Zeitalter der Industrialisierung ging es neben Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsmaßnahmen auch um Lohnforderungen.

Und wie ist dieses Recht in der heutigen Zeit zu sehen?
Lokführer sehen in Zug der Durchsetzung Ihrer tariflichen Fragen den Kunden als "Spielball", Druckmittel oder Geisel gegenüber der Konzernleitung an. Der Fahrgast kann nun als letztes Glied in der Kette nichts für diese Eskalation der Situation. Er steht zwischen zwei Fronten. Zumal es hier ein Monopol gibt und man keine Möglichkeit besitzt, eine Alternative zu wählen.

Warum Betrug?
Die Fahrgäste und auch Pendler bezahlen für eine Leistung. Der Streik ist laut den Allgemeinen Beförderungsbedingungen eine "unabwendbare" Situation, die angeblich diese Ausnahmesituation legitimiert. Doch dieses  zweifelige ich sehr stark an. Sporadisch reisende haben ein größeres Optionsrecht dieses Nahverkehrsmittel zu nutzen oder nicht. Pendler auf Ihrem täglichen Weg zur Arbeit sind dieses Missstandes auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie bezahlen für eine Leistung, die Sie aber nicht bekommen bzw. eine Rückvergütung der nicht erbrachten Leistungen nicht gesetzeskonform sei. Und warum geht das? Sind wir zu dumm? Bezahlen wir noch nicht genug dafür? Fragen über Fragen, die keiner klären kann.
Als Konzern wäre es mir fast egal, ob gestreikt wird oder nicht. Das Geld kommt ja. Und die Züge bleiben in den Bahnhöfen. Es entsteht nur geringe Kosten. Man will nicht wissen mit wie viel Geld sich der Metronomkonzern an seinen Pendlern in den Streiktagen bereichert. Und das "kleine" Imageproblem als Monopolist - das sitzt man aus und alles ist wieder gut. Das kennt man vom "großen" Bruder, der DB.

Und was ist die Moral davon?
Gut, dass es Fahrgäste gibt, die so dumm sind und für eine Leistung bezahlen, die sie nicht bekommen. Auf dieser Grundlage möchte ich auch gerne Geschäfte machen. Aber wenn Sie in einem Supermarkt ein Tafel Schokolade mitnehmen, warum bezahlen Sie dafür, wenn es auch anders geht? Die Pendler sind die Finanzierer des Lokführerstreikes. Vertragliche Kosten werden nicht erstattet und die Mehrkosten für alternative Reisemöglichkeiten muss jeder selbst bezahlen. Eine Win-Win-Situation für die Konzerne und Lokführer und eine Lost-Lost-Situation für die Kunde, die dieses System bezahlen und die Existenz ermöglichen.

Liebe Lokführer, macht also weiter so. Wir sind alles Masochisten und freuen uns, wenn wir Euch was Gutes tun können. Bekommen wir für diese Spende an Euch wenigstens eine Spendenquittung?

lars
Berufspendler zwischen Lüneburg und Hamburg

Hallo Lars,
Deinen Ärger kann ich nicht nachvollziehen. Wahrscheinlich bist Du auch einer der "Trittbrettfahrer", die keine Gewerkschaft für höhere Löhne, Urlaubsgeld und weitere
Leistungen benötigen. Die Kosten der Mitgliedschaft spart man sich. Man bekommt sie auch
ohne.
Wenn alle (auch in der Vergangenheit) wie Du denken würden, wären wir wahrscheinlich noch 12 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche und ohne Urlaub am Arbeiten.
Die Lokführer wollen nur eine gerechte und gleiche Bezahlung für ALLE Lokführer, mehr
nicht. Würden die Unternehmen freiwillig bezahlen, bräuchte man keine Streiks.
Oder ist es in Deinen Augen gerecht, daß Arbeitnehmer bei privaten Unternehmen für gleiche
Arbeit weniger bekommen, als bei der DB?
LG Lothar, der stolz auf seine über 50 Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit ist.

Schon mal was von dem System gehört: Wer arbeitet bekommt Geld und wer nicht nicht Arbeitet bekommt auch Geld oder was?

Dürfen sich Metronom-Lokführer in Streikzeit so verhalten, wie Rheinländer beim Karneval?

Das Bild gleicht schon echt einem Ausnahmezustand: Auch, wenn gestreikt wird, gab es heute Zugbewegungen des Metronoms im Hamburger Hauptbahnhof. Selten, aber immerhin. Trotzdem trauen sich die Metronom-Lokführer nur noch zu Zweit aus dem Zug zu steigen und die Führerkanzel des Wendezuges zu wechseln.

Die Betriebsrat des Metronoms und die GDL sollte sich mal darüber Gedanken machen, den Sicherheitsdienst, der zu später Stunde im Zug zur Durchsetzung des Alkoholverbotes eingesetzt wird, für den Schutz der streikenden Lokführer einzusetzen. Wäre es schade drum?

Daher wirft sich folgende Frage auf: Im Zeitalter der Microbiologie und der Nanotechnologie; Merkel bietet Japanern bei der Eindämmung der Radioaktivität deutsche Roboter an. Brauchen wir überhaupt Lokführer? Wozu? Ist die Technik noch nicht so weit, dass man hier etwas machen kann, um aus diesem Berufsstand "Es war einmal …" zu machen? Gut, die Lokführer würden dann arbeitslos sein und der Gesellschaft zur Last fallen. Aber hat dieser herrschende Zustand etwas mit christlicher Nächstenliebe zu tun? Nein, purer Egoismus ist hier angesagt. Und dann wirbt diese Partei noch für Verständnis. Wofür? Das die Pendler diesen Monat 100 oder 200 Euro weniger in der Tasche haben und aus der Haushaltskasse der Ehefrau abzwacken müssen, um ihre Pflicht zur Arbeit nachzukommen?

lars
Hallo Lars,

ich verstehe ja Deinen Zorn. Doch musst Du die Schuldigen nicht bei den Lokführern suchen.

Wer ist jetzt Schuld an der ganzen Misere?

Wer kann es anders sein, als die Politiker.

Diese meinten, wenn wir die Eisenbahn privatisieren, dann spart sich der Staat Geld, verdient dadurch sogar noch was beim Verkauf.
Ausserdem wollten sie weniger Beamte haben, d.h. weniger Geld aus den Staatskassen für Pensionen. Monopole sind auch so was, was in der jetzige Zeit einen schlechten Ruf hat. Sie wollten einen Wettbewerb unter den EVU´s.

Jetzt wo die EVU´s Gewinne machen, wollen die LOKführer auch einen Anteil davon haben. Durch den Ausstieg aus dem Beamtentum waren ihre Einkommensbedingungen und ihre Altersversorgung nicht mehr gesichert. Außerdem fällt ja auch das Streikverbot für Beamte (das in letzter Zeit auch torpediert wird) weg. Als normaler Angesteller habe ich das Recht zu streiken, wenn ich meine, dass ich ungerecht behandelt werde. Das ist doch der Fall, wenn ich für die gleiche Arbeit weniger verdiene?

Das ist meine Meinung

Gruß, Thomas
Hallo Lohnfordernde und Streikgeschädigte,

ich kann die Argumentation von Lars in #0 sehr wohl verstehen und nachvollziehen. Ich halte aber auch genausogut die Argumente von Lothar in #1 für richtig, das muss sich ja nicht widersprechen.

Selbstverständlich bin ich für eine gerechte und gleiche Bezahlung für alle (nicht nur Lokführer) arbeitenden Menschen. Auch die Existenz von Gewerkschaften und das Streikrecht haben einen Sinn.

Aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn eine Minispartengewerkschaft einen großen Teil der Bevölkerung und Industrie eines Landes als Geisel nimmt, um eine (berechtigte!) Forderung durchzusetzen! Streik ist eine gute und notwendige Sache, wenn sie den Verhandlungspartner (Arbeitgeber) vorübergehend schädigt. Aber der Berufspendler hat seine Monatskarte bezahlt und bekommt trotzdem nicht die versprochene Leistung. Und der Bahnbetreiber lacht sich noch ins Fäustchen, denn wenn der bestreikte Zug nicht fährt, spart er auch noch dessen Betriebskosten (Energie, Reinigung, Wartung), hat aber trotzdem die Zeitkarte verkauft.

Ich habe nichts gegen Gewerkschaften und wäre wahrscheinlich sogar selber Mitglied, wenn ich in einem größeren tarifvertragsgebundenen Betrieb arbeiten würde. Aber eine Minispartengewerkschaft, die wesentlich mehr Menschen als Geiseln nimmt, als später von einem positiven Lohnabschluss profitieren würden, erinnert mich schon fast an eine terroristische Vereinigung. Wenn dieser Streik weiter geht, wandern die geprellten Kunden zur unbestreikten DB (für die ich hier aber keine Lanze brechen will) oder zum Auto ab, die privaten Bahnbetreiber verlieren Einkünfte und haben dann noch weniger Geld, das sie als Lohn auszahlen können. Der Schuss kann nach hinten losgehen!

Ich wünsche ALLEN Arbeitenden einen angemessenen Lohn, und ich wünsche ALLEN bahnfahrenden Kunden eine funktionierende Zugverbindung.
Gruß Wolfgang

Edit: Als ich meinen Text schrieb, endete der Thread noch bei #1. Deshalb habe ich noch den Bezug eingetragen.

Hallo Thomas #3,
ja, auch Deine Argumentation ist richtig. Ich suche die Schuldigen nicht bei den Lokführern, ich habe nur kein Verständnis für diese Form des Streiks.


Zitat

Aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn eine Minispartengewerkschaft einen großen Teil der Bevölkerung und Industrie eines Landes als Geisel nimmt, um eine (berechtigte!) Forderung durchzusetzen!



Und wie geht dann Streik bei einem Bahnunternehmen, wenn die Kunden nicht betroffen sein sollen? Ich verstehe Deine Argumente so gar nicht! Ein Konzern verdient immer sein Geld mit der Erbringung von Leistungen für Kunden oder er lebt von Subventionen oder von Straftaten. Um also "seinem Chef" auf die Füße zu treten wird man immer den Umweg über den Kunden nehmen müssen. Alternativ könnte man ja den Chef entführen oder die Villa besetzen. Aber bei einer AG wird auch das ziemlich schwierig. Also ich kapier einfach Deine Idee nicht.

Wie also geht Streik ohne die Kunden zu treffen, egal ob bei Bahn oder sonstwo....

ungläubig staunend...
  Micha


Hallo,
zumindest verstehe ich JETZT den Streik!
Nun werden die Privaten bestreikt die gegen den selben Lohn sind wie bei der DB AG.Warum davor die DB AG bestreikt wurde, die auf die Gewerkschaft zugegangen sind konnte mir noch immer keiner erklären...

Gruß
Thomas
Man muss sich mal folgende überlegen: Geld wurde auf einer vertraglichen Grundlage bezahlt. Aber Leistung erfolgt nicht:
- Lokführer bekommen Geld aus der Streikkasse
- Fahrgastbetreuer bekommen unbezahlen Urlaub
- Hardware bleibt im Stall

Und wo bleibt das Geld?

Heute morgen: Ein Busverkehr ist dafür keine Alternative, das in einem Zug bis zu 1000 Menschen sitzten.  Das wären bis zu 20 Busse, laut Metronom.

Ich bezahle im Durchschnitt 10,56 EUR pro Tag.

Ich möchte einen realen Rechtsanspruch auf mein Geld und dessen Rückvergütung. wenn ich das dann auf alternative Varianten rechne, ist es noch erträglich.

Und hierfür müssen Fahrgastrechte sein. Nicht für Verspätungen, die man sammeln muss wie Briefmarken um dann 5 EUR zu bekommen.

Doch dieser Mißstand ist erkannt aber hier will keiner etwas machen, da dieses System einfach zu händeln ist. Den Verbraucher/Kunden entmündigen und höhere Gewalt geltend machen.

Keiner der Vertragsparteien hat finanziell ein Interesse diesen Streik beizulegen!

lars

Zitat

Keiner der Vertragsparteien hat finanziell ein Interesse diesen Streik beizulegen!



???? Wer zahlt den die Kosten für den Streik ????
Die Streikkasse der Gewerkschaft ist endlich! Sie wird ausschließlich von organisierten Mitgliedern bezahlt und die Nicht-Mitglieder bekommen hinterher den gleichen Tarif. Eigentlich sollte man als erstes mal durchsetzen, daß Nicht-Mitglieder mal gar kein Geld mehr bekommen, dann hört diese Trittbrettfahrerei auch mal auf!

Also hat die Gewerkschaft ein sehr deutliches Interesse daran, den Streik so schnell wie möglich zu beenden.

Die privaten Bahnbetreiber werden für "keine Leistung" auch kein Geld bekommen. Die Besteller (Land) über die entsprechenden Verkehrsverbünde werden schon eine Rechnung dafür machen. Da kannst Du sehr sicher sein!
Also haben sehr wohl die Unternehmen ein Interesse am Streikende.

Wenn die Kunden sich halt nicht organisieren und den Unternehmen und dem Staat mal Dampf machen, dann werden die Kunden auch weiter abgezockt. Vielleicht sollte mal der Fahrgastverband zu einem Auto-Streik aufrufen. Jeden ersten Montag fahren alle Bahnkunden halt mal mit dem Auto. Nur mal so als Warnung. Vielleicht ändert sich dann mal was bei Preisen, Angebot, Gewährleistung ....

... aber man kann sich natürlich auch gemütlich zurück legen und warten bis andere was machen und dann noch über die Schimpfen, die zumindest für die eigenen Rechte einstehen.

Aus Erfahrung würde ich vermuten: Kannste lange, sehr lange warten. Es wird dann immer schlimmer. Reden allein bewegt nichts. Und ob beten wirklich hilft, kann ich Dir nicht sagen. Aber Handeln macht halt Mühe... und so schlimm scheint es ja noch nicht zu sein.

und sowieso: Immer die anderen sind Schuld, müssen was tun,....

Sorry, diese Konsumhaltung wird nicht mehr lange gut gehen!

Gruß
Micha




Hallo Lars
das Kaiserreich hat gewust warum Schlüsselstellungen mit Beamten versehen worden! Bei den Arschlöchern (Politigern) die das abgeschafft haben mußt du Dich beschweren. In den letzten Jahren waren Folgende mit in der Regierung - CDU , SPD , FDP , Grüne - und alle haben das mit getragen!

Andreas
Die größten Anti-Bahn-Leute sind die Grünen, in deren Zeit fällt ja Mora-C. Und wer Güterverkehr wirklich auf die Schiene bringen will, benötigt auch Gleisanschlußkunden. Aber das war einmal und wird wohl auch nicht wieder kommen. Es ist halt billiger für je 20Tonnen Nutzlast einen Fahrer zu sepndieren und unendlich Sprit zu verballern als mit 3000t-Zügen von Rotterdam bis Warschau zu fahren. Überall sind angeblich Personalkosten ein Problem. Und bei Spritpreisen regen sich alle auf. Nur irgendwie ist beim gewerblichen Verkehr plötzlich alles egal. Komisch, oder? Und bei den privaten Bahnunternehmen sollen nun wiederum die Lohnkosten ein Problem sein? Nee, das paßt doch alles nicht zusammen. Wer bei dem Thema nicht merkt, daß man das Volk mal wieder völlig vera....

Stimme Micha bei allen Themen vollkommen zu...
Wenn ich mit meinem Gehalt nicht zufrieden bin, wechsle ich die Firma und fange keinen Streik an. Bei dieser Einstellung werden die Arbeitgeber schnell feststellen, das gutes Personal auch seinen Preis hat.
Es geht bei diesem Streik gar nicht vorrangig um Geld - da waren sich Gewerkschaft und Arbeitgeber längst einig! Es geht um die rechtliche Absicherung des Arbeitsverhältnisses bei Arbeitgeberwechsel, Krankheit etc, wo die Gewerkschaft Gleichstellung mit den DBAG-Angestellten verlangt.
Soviele private Bahnbetreiber gibt es nun auch nicht, dass man so lange die Firma wechseln könnte, bis das Gehalt passt - zumal da bislang von den Privaten offenbar sehr unterschiedliche Arbeitsbedingungen angeboten werden.
Und wenn eine Gewerkschaft sich zutraut, die Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder zu verbessern, statt ständiges Lohndumping und Arbeitsbedingungen wie im 19. Jahrhundert lediglich zu beklagen, dann hat sie meine volle Unterstützung.

Gruß
Peter

Es arbeitet nur nicht jeder in einem Bereich, in dem es einen ausgeglichenen Nachfrager- und Angebotsmarkt gibt. Nach Deiner Argumentation müßten bei real mehr als 8Mio Arbeitslosen dann die Gehälter ins Bodenlose fallen, bis alle einen Job haben. Irgendwie will ich mich dieser Argumentation auch gar nicht annähern. Eigentlich denke ich, daß eine "gute" Gesellschaft den Darvinismus hinter sich lassen sollte. Wenn nur noch die Besten, die sich ihren Job aussuchen können, ein geregeltes Einkommen haben, dann mag ich dort nicht leben müssen...


bis zu 23 Stunden am Stück auf der Lok - und viele Grüße aus Hordorf (-oder schon vergessen?)

http://www.youtube.com/watch?v=Lfh0SSl5xc4



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