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THEMA: Abgüsse mit Silikonform machen

THEMA: Abgüsse mit Silikonform machen
Startbeitrag
Nimmersatt - 27.04.19 13:03
Hallo zusammen,

ich möchte von einer strukturierten Plastikplatte (Polystyrol) ein paar Abgüsse machen. Das prinzipielle Vorgehen ist mir klar, aber
1. Was für Silikon für die Form?
2. Welches Trennmittel?
3. Welches Gießharz?
Außerdem möchte ich keine Apotheken-Preise bezahlen. Wer hilft mir weiter?

Viele Grüße
Nimmersatt

Hi Nimmersatt,

ich empfehle da gerne die Suchfunktion auf Youtube. Dort gibt es für so gut wie alles entsprechende Tutorials.

Beim Abgießen gibt es Lösungen begonnen mit Sanitär-Silikon vom Baumarkt bis zum selbst anzurührenden Abgieß-Silikon, welcher flüssig verarbeitet wird. Und zum Abgießen selbst werden dann ebenfalls mehrere Möglichkeiten gezeigt. Nicht nur die Preise für die verschiedenen Materialien unterscheiden sich stark, sondern auch die zu erwartende Qualität. Und klar: Sanitär-Silikon stinkt extrem nach Essig, das sollte man auch beachten ...

Hier eine Videoserie, das ich für sehr brauchbar halte:
https://www.youtube.com/watch?v=VywEq4yQVp4
https://www.youtube.com/watch?v=PjPSOd-fd8E
https://www.youtube.com/watch?v=LM5K1cwdd8U


Herby



Hallo Nimmersatt,

hier https://www.1zu160.net/scripte/forum/forum_show.php?id=750000#aw48 habe ich mal meine Vorgehensweise dokumentiert.

Silikon und Resin nehme ich immer von Rai-Ro https://www.rai-ro.de/ . Diese kann man 1:1 mischen und damit nichts falsch machen. Trennmittel für die Urmodelle habe ich noch nie verwendet. Lediglich Vaseline für die Trennung mehrteiliger Formen.

Zitat

Außerdem möchte ich keine Apotheken-Preise bezahlen.


Was auch immer deine Preisvorstellungen sind, für 1-stellige Euro-Beträge wirst du nichts bekommen.

Gruß
Rainer
Hallo,

ein gern vergessenes Abformmaterial für Gipsguss bzw. gipsähnliche Materialien oder Pappmachee (selbst schon mit Erfolg gemacht) ist Plastilin oder Knete. Gut durchgeknetet, kann man es (für Platten) auswalzen, dann das Urmodell "aufwalzen", dann das Original vorsichtig wieder abziehen (jetzt sind auch Korrekturen möglich mit feinen Spatel und Nadeln), danach kann man schon einen "Guss" wagen. So eine Form ist jedoch meist nur einmal verwendbar, aber das Formmaterial kann immer wieder geknetet und weiterverwendet werden.
Auch Resin kann für Abgüsse verwendet werden, haben wir schon bei LKW-Reifen gemacht: einen "Stempel", mehrere Abdrücke im Plastilin, dann jeweils einen Tropfen Resin in die "Löcher". Klar, gibt auch etwas Ausschuss, aber nicht schlimm. Jedenfalls bekommt man so Teile mehrfach, die man "von Hand" nie mehrmals hinbekommen würde...

Viele Grüße
Michael

Hallo Nimmersatt,

suche bitte nach 2 Komponenten  Dubliersilikon, hier bitte auf möglichst dünnfließend achten. Ein Trennmittel ist auf keinen Fall erforderlich. Zum Abformen wäre eine flache Form aus Kunststoff nötig. Dosendeckel oder ähnliches, auch hier nicht isolieren. Das Urmodell aber mit doppelseitigem Klebestreifen fixieren. Das Silikon gut durchmischen und in einem dünnem Strahl aus 20 cm Höhe in die Form laufen lassen. Luftblasen zerreißen im Strahl, keinen Pinsel verwenden. Silikon und 2k Resin bekommt man zB. bei Breddermann oder anderen Anbietern.

Gruß Frank
Hallo Nimmersatt,

Silikon: hier muss man additionsvernetzende und kondensationsvernetzende Typen unterscheiden. Sie unterscheiden sich in einem wesentlichen Merkmal erheblich, nämlich dem Schrumpf, der je nach Anwendungszweck erheblichen Einfluss haben kann. Bei additionsvernetzenden Typen fast kein Schrumpf, bei kondensationsvernetzenden 2-3% üblich.

Die kondensationsvernetzenden kommen häufig mit Vernetzern in Tropfenform daher. Bei Kleinstmengen wie ich sie verarbeite (bis 6 ml für Gussformen für N-Bahn Fahrzeugteile) machen sich Ungenauigkeiten in der Tropfenzahl bemerkbar. Ich hatte soger den Fall, dass sich bei Abgüssen im Harz Vernetzerspuren fanden, die das Aushärten des Gussteils störten. Ausserdem musst du die Tropfenzahl über eine Massenbetrachtung berechnen, die Angabe der Vernetzerzugabe in % meint Massenprozent. Typische Dichten: Silikonmasse ca 1,12 g/ml, Vernetzer etwa 1,02 g/ml. Das heisst z.B. bei 1 ml Silikon und 2 % Vernetzer 0,0224 g Vernetzer bzw aus der Dichteumrechnung in Volumen 0,022 ml Vernetzer . Wieviele Tropfen sind jetzt nötig ? Aus einem Versuch mit Ebalta Vernetzer ergab sich aus 150 Tropfen 3 ml Vernetzerflüssigkeit, also je Tropfen 0,02 ml. Verglichen mit dem Wert aus der angesprochenen Dichteumrechnung: pro ml Silikon 1 Tropfen. Ich dosiere bei diesen Kleinstmerngen aber mit 3 % Vernetzerzugabe.

Bei mir haben sich Silikongussmassen als sehr langlebig erwiesen, 20-30 Jahre scheinen für nicht-professionelle Anwendung kein Problem zu sein. Auch die Vernetzbarkei leidete nicht. Nur die Tropfenvernetzer selbst hatten eine sehr begrenzte Lebensdauer: einmal geöffnet, kristallisierten sie nach 2-3 Jahren aus und ein neues Vernetzerfläschchen musste her.

Ich habe vor Jahren bei Tim Dicke den additionsvernetzenden gekauft. Nicht billig (heute 1 kg etwa 50€), aber in der Handhabung praktisch, weil hier nicht mit Tropfen gearbeitet werden muss, sondern 2 Komponenten im Volumen 1zu1 gemischt werden. Auch der Schrumpf hat sich als sehr gering erwiesen. Mittlerweile bietet Dicke aber nur noch den Typ WM900 an, mit dem ich keine praktische Erfahrung habe. Da er hochhitzefest ist, dürfte er wie andere RTV Silikonmassen etwas weniger elastisch sein als die nicht-hochhitzebeständigen, was das Entformen ein klein wenig unkomfortabler macht.

Trennmittel: keins, Silikon ist selbsttrennend solange du keine porösen Oberflächen hast, in denen sich das Silikon verkrallen kann. Bei deinen sicherlich glatten Polystyrolplatten also kein Trennmittel.
Sonst würde ich es mal mit einem Trennmittelspray versuchen, weil sich z.B. Wachstrennmittel auf die Darstellungsgenauigkeit, Volumen etc des abzugießenden Teils auswirken werden.

Gießmassen:
Vorweg gesagt: ich arbeite mit halboffenen, also einteiligen Formen, in denen ich Kleinteile für den Fahrzeugbau herstelle. Daher sind die folgenden Erfahrungen für Dich vielleicht nicht hilfreich, aber vielleicht für andere. Die Teile müssen formstabil aber nicht spröde sein. Keine Oberflächenfehler wie etwa Luftblaseneinschlüsse.
Bei meinen Kleinstteilen habe ich bisher einen Weg um die Resinmassen gemacht, weil eine der beiden Komponente nach dem Öffnen in der Regel nur ca 1/2 Jahr haltbar ist, dann kristallisiert sie aus.
Gießharz war in der Vergangenheit nicht erfolgreich, weil meine Kleinstteile ( z.B. Bremsbackenteile für Minitrix und Rocowagen) damit zu spröde wurden.

Ich habe daher auf Klebstoffe gesetzt, zwar teurer, aber lange haltbar und der Preis war bei den verarbeiteten Kleinstmengen das geringste Problem.
Stabilit Express scheidet ebenfalls aus, weil die der Form zugewandte Oberfläche nur umvollständig aushärtet. Ist ja auch ein Kleber und kein Gießharz.
UHU Plus 300 war erfolgreich, wenn die Form zusammen mit dem Harz auf ca 50-60° erwärmt wurde. Das erlaubt gerade noch ein Ausgasen des Formlings bevor er endgültig hart wird. Denn leider lässt sich nicht luftblasenfrei mischen und ich habe auch kein Vakuumgerät, mit dem das Ausgasen erfolgen könnte.
So war ich immer auf der Suche nach alternativen Klebstoffen. Fündig geworden bin ich bei Toom Baumarkt mit dem 2-Komponenten "Turbocoll-Flüssigmetall"-2 K-EP-Metallkleber. Für Kleinstteile gut brauchbar, ist etwa 3 Minuten in die Form einfüllbar. Mit Zahnstocher einfüllen, gut in die Ecken streichen. Eventuell in 2 Durchgängen einfüllen, um Luftblasen zu vermeiden (erst eine erste dünne Schicht, dann eine zweite, die etwas dicker sein darf) . Bauteile sind nicht spröde und sehr fest (etwa wie StabExpress).
Da ich mit offener Form arbeite, muss die Rückseite der Teile glatt geschliffen werden. Dazu lege ich den Formling nach Prüfung wieder in die Form ein und schleife die Rückseite mit 180er Schleifpapier glatt, das ich auf einen Holzstab aufgeklebt habe. Um die Schleifarbeit zu verringern, kann das Harz beim Einfüllen mit einer Rasierklinge vorsichtig abgezogen werden.

Wenn ich dich richtig verstehe, willst Du aber gleich eine ganze Platte abgießen. Dann eignen sich wahrscheinlich nur die Resingießharze, die dann auch pro ml Harz deutlich billiger sind als die Kleber.
Bei mehrteiligen Formen ist die Gießbarkeit ein entscheidendes Kriterium (Ausfüllen der Form, Vermeidung von Luftblasen). Wenn Deine Plattenabgüsse aber keine hohe Eigenstabilität aufweisen müssen, z.B. weil die Abgüsse aufgeklebt werden sollen, und du in einteiligen Formen gießen willst, könntest du es einmal mit einer "Holz-Ersatz"-Masse aus dem Baumarkt versuchen, z.B. Ponal Reparatur PUR-Spachtel. Die lassen sich in eine einteilige Form wie eine Spachtelmasse einfüllen, musst Du aber auf der offenen Seite abziehen. Verarbeitungsdauer und Aushärtung länger als bei Resinharzen, nicht so formstabil bzw etwas elastischer. Hinweis: der vergleichbare Molto 2K-Holz-Ersatz ist zäher in der Verarbeitung, aber subjektiv etwas formstabiler.

Vielleicht kann ja hier RainerP noch etwas zu Elastizität bzw Formstabilität in Bezug auf die Wandstärken seiner mit dem RaiRo Resin gegossenen Teile ergänzen.

Viele Grüße und erfolgreiche Versuche
Wolfgang

Hallo,

auch wenn ich nicht der TE bin, möchte ich mich sehr bei Rainer und Wolfgang für das Teilen ihrer Erfahrungen, für ihre wertvollen Tipps und Tricks bedanken.
Mich interessiert momentan der Formenbau und das Erstellen von Abgüssen sehr.
Ich benötige einerseits Kleinstteile für Lokomotiven, also Pumpen, Bremsbacken usw. , aber auch z. B. Wandteile für die Erweiterung meines Heljan- Lokschuppens. Für letzteren denke ich an Gipsabgüsse, in die ich eine Armierung einlegen möchte. Mal sehen, ob es funktioniert.
Für die kleinen Lokomotivteile probierte ich gerade den Abdruck mittels Knete und die Füllung aus UV-lichthärtendem Klebezeugs. Das scheint grundsätzlich zu funktionieren. Allerdings ist mein UV- Kleber wohl schon zu alt. Er bleibt harzig klebrig.
Wichtig ist mir, nicht eine große Menge Resinharz zu kaufen und dann den größten Teil davon entsorgen zu müssen, weil ich es nicht verbrauchen kann.
Deshalb noch mal Danke an Wolfgang für die Aufzählung einiger Alternativen.

Grüße aus Berlin
Hallo,

vielen Dank für die vielen wertvollen und detaillerten Hinweise, speziell auch an Rainer und Wolfgang. Jetzt beginnt die Aufwand/Nutzen-Grübelei.

Viele Grüße
Nimmersatt
Hallo,
ein simples, auch wiederverwertbares, Abformmaterial sind aufgeschmolzene Gummibärchen!
Den Tipp habe ich von einem Kulissenbauer aus Babelsberg.

LG
ThomasK
Hallo,
ich habe mir bei dem Versandhändler mit "A" ein zweikomponentiges Silikon ausgewählt, was es dort gleich im Set gibt. Die Form habe ich aus Legobausteinen gebaut und mit gutem Erfolg Arkadenmauern abgeformt, auch Pflasterplatten gehen und sehen dann, wenn man mit Gips arbeitet, wirklich super aus, sind im Handling aber etwas schwierig, weil brüchig.

Viel Erfolg, KarsteN
Hallo zusammen,
für Plattenabgüsse wie Mauerwerk oder sogar Teile des Auhagen Bahnhofes Krakow habe ich keramische Gussmasse aus dem Dentalbereich benutzt. Das gibt's in ähnlicher Form auch im Künstlerbedarf. Das ist stabiler als Gips und feiner in der Struktur. Fast wie Keramik eben.
Viele Grüße,
Pierre
Servus Nimmersatt,

wie Pierre schon schrieb ist "Superhartgips" eine sehr empfehlenswerte Giesmasse. Allerdings bekommt man diese nur im Dentalfachhandel. Alternativ und in kleineren Verpackungseinheiten kannst du beispielsweise auch Stewalin von Glorex nehmen, bekommst du im Bastel- und Architekturbedarf. Schau dir mal das Tutorial an, da wird gut erklärt worauf du achten mußt.
https://www.youtube.com/watch?v=DYdSTj4VU8M
Ein großer Vorteil von Dental-Keramik ist die Bemalbarkeit, Farbe auf Wasserbasis zieht leicht ins Material ein und saugt sich nicht so stark weg, wie bei Gips. Die Masse bekommst du schon ab ca. 5 €. Was das Abformen jedoch zu apothekerpreisintensiven Investitionen macht ist aber das Silikon! Gerade wenn du nur einen Abguss brauchst liegt danach die teure Kautschukform nutzlos im Schrank. Das hatte mich früher auch immer genervt. Preisgünstige Alternative ist DupliGuss, eine Dupliziermasse, mit der du direkt Keramik oder auch Gips giesen kannst und diese ist etwas günstiger. Und die Form entzieht deiner Giesmasse keine Feuchtigkeit während des Aushärtens, daher sind auch feine Hinterschneidungen problemlos abformbar.
https://www.modellkreationen.de/produkt/dupliguss-kreativ3-de/
Der Clou ist aber die Wiederverwendbarkeit. Wenn du die Form nicht mehr brauchst, dann schneidest du DupliGuss einfach wieder in kleine Würfel (ähnlich wie beim Zwiebel schneiden für den Salat ) und schmelzst die Masse wieder für die nächste Form ein. Ich habe den Vorgang schon öfters gemacht und die Abformung ist jedes Mal sehr gut geworden. Du darfst beim Einschmelzen jedoch die Masse nicht zu heiss werden lassen, denn dann verklumpt diese und wird unbrauchbar. Bei meinen Einsätzen kamen immer recht gute Ergebnisse dabei heraus. Also eine kostengünstige Lösung zum Abformen.

Liebe Grüße JürgeN / Kreativ3.De


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