1zu160 - Forum



Anzeige:
Harburger Lokschuppen

THEMA: Stimmiger Sound für Dieselloks

THEMA: Stimmiger Sound für Dieselloks
Startbeitrag
B160 - 21.06.21 21:17
Hallo liebe Kenner des Vorbildes!

Um diesen Thread https://www.1zu160.net/scripte/forum/forum_show.php?id=1248752 nicht allzu sehr zu kapern und in OT abgleiten zu lassen, eröffne ich einen neuen Thread zum Thema "Stimmiger Sounf für Dieselloks". Veranlasst sehe ich mich u.a. durch folgende Beiträge hier im Forum:

1.) in https://www.1zu160.net/scripte/forum/forum_show.php?id=1239128&sb1=2016#aw1
Zitat

Bitte bei den Diesel-Soundprojektern auch mal an die CV273 denken !!!
Wie hier in Eurem Beispiel zu sehen, geht die Motordrehzahl bzw. Motorbelastung erst zu spät hoch, da fährt die Lok schon meterweit den Bahnsteig entlang.



2.) in https://www.1zu160.net/scripte/forum/forum_show.php?id=1248752#aw19
Zitat

Anfahren - absolut top. Die Lok rollt kurz an und erst dann kommt eine knackige Drehzahlerhöhung. Das ist goldrichtig und sehr gut



Für mich ergibt sich hier ein gewisser Widerspruch, der hier https://www.1zu160.net/scripte/forum/forum_show.php?id=1248752#aw22 für die BR 221 schon mal aufgeklärt wurde.

Mich - und ich hoffe andere User auch - interessiert jetzt die Frage: für welche Diesellok-Typen gilt welche Regel? Als Modellbahner mit Schwerpunkt ÖBB interessieren mich vorallem die Typen der ÖBB, Rh 2050, 2043, 2143, natürlich der demnächst erscheinende Blaue Blitz, 2062, 5081, 5047, 5022, 2016, aber auch Typen wie V80, V100, die verschiedenen V160 (BR 216, 218 u.a.) der DB

Für sachdienliche Hinweise schon vorab dankend und besten Grüßen

Boris


Hallo Boris,

da bin ich nochmal und versuche es abermals mit möglichst einfachen Erklärungen.
Du rollst nämlich soeben mit den vielen verschiedenen Baureihen ein riesiges Feld auf - das passt zumindest in dem Kontext einer irgendwie allgemeingültigen Faustformel für Dieselloks nicht "unter einen Hut".

Was Dir als Widerspruch erscheint hat antriebstechnologische Hintergründe.
Um Dir das zu verdeutlichen, stelle ich jetzt exemplarisch 3 verschiedene Diesellokomotiven zum Vergleich virtuell nebeneinander:
ÖBB 2050: Das ist eine dieselelektrische Lokomotive. Dieses Antriebskonzept unterscheidet sich fundamental von dieselhydraulischen Lokomotiven. Zudem besitzt die ÖBB 2050 einen langsamlaufenden Dieselmotor. Der Dieselmotor treibt einen elektrischen Generator an, dessen Energie auf die elektrischen Fahrmotoren übertragen wird. Ohne das weiter auszuleuchten dürfte jedem klar sein, dass sich eine 2050 völlig anders verhält (und anhört), als eine dieselhydraulische Lokomotive mit schnellaufenden Dieselmotoren.
So zählen beispielsweise die DB-212 und 221  beide zu den dieselhydraulischen Loks. Sogar der Motor einer 212 ist mit jenen einer 221 grundsätzlich identisch, wobei die 221 zwei dieser Motoren besitzt. (Ich spreche ausdrücklich von der Bundesbahnausführung, NICHT von remotorisierten 212 oder 221).
Allerdings gibt es ein kleines, aber sehr ausschlaggebendes Detail in der Motorausrüstung und das betrifft den sehr wichtigen Motorregler. Der Motorregler steht nämlich im direkten Zusammenhang zur Getriebebauform.
Der entscheidende Unterschied liegt nämlich in dessen grundsätzlicher Ausführung.
So verfügt z.B. die Baureihe 212 über ein Getriebe mit 2 hydraulischen Wandlern und einer hydraulischen Kupplung, während die beiden Getriebe der 221 über je einem hydraulischen Ausrückwandler nebst nachgeschalteten, mechanischen Getriebe mit 4 Gängen verfügt, welche ebenfalls hydraulisch gesteuert werden.
Die technische Konsequenz ist nun Folgende:
Ein Wandler-Wandler-Kuppungsgetriebe benötigt ZWINGEND eine sogenannte "Füllungsregelung". Das bedeutet: Die Drehzahl des Motors wird nicht direkt vorgegeben, sondern ergibt sich aus dem Zusammenspiel zwischen Belastung und Füllung. Füllung ist übrigens der Fachbegriff für die Menge der Kraftstoffzufuhr. "Gas geben" will hier nicht wirklich passen...
Nachdem also bei "unserer" 212 die beiden Wandlerstufen durchfahren wurden, konnte durch Zurücknehmen der Füllung die hydraulische Kupplung genutzt werden. Sie wirkte praktisch wie eine "starre" Verbindung zwischen Motor und den sekundärseitig eingebrachten Drehzahlen, nämlich entsprechend der Fahrgeschwindigkeit. Hintergrund war der wirtschaftliche Wunsch, die Motordrehzahl zu senken und verschleißärmer in Beharrungsfahrt zu verweilen. Aus genau diesem Grunde durfte die hier betrachtete 212 KEINEN Drehzahlregler haben, denn das schließt sich technisch absolut aus. Einer Lok mit Drehzahlregler ist nämlich jeder Fahrstufe (ab Stufe 3) eine genau definierte Drehzahl zugeordnet.
Das wiederum bedeutet umgekehrt: Eine Lok mit einem hydraulischen Getriebe KANN eine Drehzahlregelung ODER eine Füllungsregelung besitzen, weil KEINE Kupplung verbaut ist. Im Falle der 221 wurden beide Bauformen genutzt, die übrigen Baureihen ohne hydraulische Kupplung besaßen üblicherweise jedoch Drehzahlregler.

Dass sich allerdings eine 221 im Anfahrbereich und während der Gangwechsel völlig anders verhält als beispielsweise eine 218 mit 3 Wandlern) - das ist nochmal eine ganz andere Sache. Das wurde bereits an anderer Stelle von mir ausreichend umrissen.
Die Quintessenz ist, dass Diesellok nicht gleich Diesellok ist und die dahinter stehenden, oft sehr unterschiedlichen Technologien ziemlich komplex sind. Über die eingehenden technischen Zusammenhänge kann man durchaus wissenschaftliche Arbeiten verfassen. Aber darum geht es hier nicht, sondern um grobe Zusammenhänge, um für die Modellbahn einigermaßen passende Soundprojekte zu nutzen. Bereits anhand dieser oben genannten Beispiele kann man sich gut vorstellen, dass die unterschiedlchen Baureihen mitunter deutlich anders reagieren und sich auch entsprechend unterschiedlich anhören.

Bis dahin...
Barbara

Edit:
Das Vorbild der 221 begleitete mich über sehr viele Jahre und ich kann Dir absolut versichern, dass zumindest das von mir angesprochene Zimo-Soundprojekt stimmig ist. Das Vorbild habe ich heute noch "im Ohr"...


Ich exzerpiere mal Wiki:

2043:  Jenbacher 12 Zylinder ZWEItakter mit 3- oder 2-Wandler Voith + ZWEITAKTER Zugheizdiesel (Motor von 2062) + Dieselkompressor für Druckluftanlasser

2143: SGP 16 Zylinder VIERtakter, später (nachträglich) 8-Zylinder Direkteinspritzer; + Zugheizdiesel; 001-013 + Dieselkompresser für Druckluftanlasser, ab 014ff. mit elektr. Starter für alle 3 Motore getrennt. RTS dürfte noch einige in Betrieb haben, die Caterpillar/E-Starter/Motorregelung remotorisiert wurden - komplett anderer Sound...

218: Da gibt bei den noch aktiven es welche mit TB11 und welche mit MTU - wieder zwei verschiedene Sounds...

Die Ausnahme ist die Regel. Dieselloks sind ein unendliches Bastelfeld.

Grüße, Peter W.
Hallo Peter,

Ein TB11 ist ein verbesserter TB10. Beide Motoren SIND von dem Hersteller MTU. Ein "MTU" ist also kein Motor, sondern ein Hersteller.

So, nun ist ersteinmal Nachtruhe für mich...

Gute Nacht
Barbara
Hallo Barbara!

Zunächst einmal ganz lieben und herzlichen Dank, dass Du Dir trotz Deines Prüfungsstresses Zeit genommen hast für die Erklärung in #1. Es war nicht meine Absicht, Deine Aussage im anderen Thread, dass der Sound für die BR 221 von Zimo stimmig ist, in Zweifel zu ziehen! Ganz im Gegenteil! Ich habe heute meine beiden BR 221 hervorgeholt und alle Änderungen, die ich aufgrund der Äusserungen eines Kollegen im anderen verlinkten Thread ("Motor muss hochdrehen, bevor Lok anfährt") durchgeführt hatte, rückgängig gemacht.

Dass die Antwort auf die Frage, was kommt zuerst, Anfahren oder Motor hochdrehen, mit der Art des Getriebes und Kraftübertragung zusammenhängt, habe ich schon im anderen Thread verstanden (hoffe ich zumindest). Auch, dass es Unterschiede wie dieselelektrisch und dieselhydraulisch gibt, habe ich schon mitbekommen. Allerdings fehlt mir gänzlich das technische Verständnis, diese Informationen umzusetzen. Ich möchte nicht einfach Spielbahner sein, nach dem Motto "Hauptsach' schön laut und schnell", sondern Abläufe und Geräusch möglichst realistisch darstellen. Im anderen Thread hast Du ja toll beschrieben, dass und warum die BR 221 erst anfährt und dann erst der Motor hochdreht.  Und jetzt interessiert mich, losgelöst von technischen Fragen, halt, was für meine anderen Modelle gilt. Wobei mir schon helfen würde, was bei dieselelektrischen und was bei dieselhydraulischen Loks zu beachten ist. Ob eine Lok dann eine diesel- hydraulische oder-elektrische ist, lässt sich ja dann im Internet recherchieren. Oder meine Problemstellung anders formuliert: wie erkennt man am Geräusch, dass eine Lok diesel-elektrisch oder diesel-hydraulisch ist, welche(r) Wandler verbaut ist / sind ...???

Beste Grüße

Boris




Zitat - Antwort-Nr.: 2 | Name: Peter W.

Die Ausnahme ist die Regel. Dieselloks sind ein unendliches Bastelfeld.



Hallo Peter!

Wohl wahr! Darum würde mich ja zu den erwähnten Fahrzeugen interessieren, worauf bei den Geräuschen Dieselmotor zu achten ist und was man eventuell an CVs verändern kann / sollte, um den Sound stimmiger zu machen. Die BR 221 habe ich mittlerweile dank Barbaras Expertise abgehakt, die V100, 90, 218, 220 von Mtx. lasse ich mal aussen vor, da müsste ho ran, die Br216 / V160 von Brawa scheint - auch lt. Äusserungen hier im Forum - soweit o.k., bleiben die erwähnten Modelle der ÖBB.

Beste Grüße

Boris


Nur registrierte und eingeloggte User können Antworten schreiben.
Einloggen ->

Noch nicht registriert? Hier können Sie Ihren kostenlosen Account anlegen: Neuer N-Liste Account





Zum Seitenanfang

© by 1zu160.net;